Die Ehrenbürger der Stadt Rennerod

Johann Jacob Roth (1827 – 1898)

Über ihn war leider nicht viel zu erfahren. Er war Königlicher Amtsgerichtsrat in Rennerod, Mitbegründer des Kriegervereins Rennerod und gehörte auch dem Verschönerungsverein Rennerod an. Zu seinem 70. Geburtstag am 26.01.1897 wurde ihm der Ehrenbürgerbrief der Gemeinde in Anwesenheit des Kriegervereins, des Männerchores und des „Männerquartetts“ überreicht. (Kreisblatt für den Kreis Westerburg, 29.01.1897)

Der noch auf dem Friedhof vorhandene Grabstein des ersten Ehrenbürgers von Rennerod. Johann Jacob Roth (Quelle: Westerwaldverein) und seine Unterschrift (Quelle: Heinz Dapprich)

Heinrich Hoffmann (1857 – 1937)

Der noch auf dem Friedhof vorhandene Grabstein des zweiten Ehrenbürgers von Rennerod, Heinrich Hoffmann (Quelle: Westerwaldverein) und seine Unterschrift (Quelle: Heinz Dapprich)

Er war seit 1886 Amtsrichter, seit 1899 Amtsgerichtsrat in Rennerod, außerdem Oberleutnant der Landwehr a.D. Als Nationalliberaler vertrat er den Wahlkreis Wiesbaden 2 in den Jahren 1894-1908 im Preußischen Landtag, von 1893-1903 war er Mitglied des Deutschen Reichstages. Er machte sich besonders um den Bahnbau und die Errichtung des Amtsgerichtsgebäudes (heute Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung) verdient. Wie Johann Jacob Roth gehörte er dem Verschönerungsverein Rennerod an. Sein Name wird dort bereits 1894 und noch 1928/29 im Vorstand der inzwischen zum Westerwaldverein gehörigen Renneroder Ortsgruppe genannt.

Walter Hallstein (1901 – 1982)

Ende März 1982 starb nach langer Krankheit in Stuttgart Walter Hallstein, der an der Seite von Konrad Adenauer und als einer seiner engsten Berater die deutsche und europäische Politik wesentlich beeinflusst hat.

Hallstein war von Hause aus Völkerrechtler, Professor in Berlin, Rostock, Frankfurt/Main und in Georgetown/USA. Von 1949-1950 leitete er die UNESCO-Kommission der Bundesrepublik. 1950 berief ihn Konrad Adenauer ins Bundeskanzleramt, ein Jahr später ins Auswärtige Amt. Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen, die zur Bildung der Montanunion führten.

Die Montanunion war eine Vorstufe der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), deren Kommissionspräsident Walter Hallstein seit 1958 war. Bekannt wurde er vor allem durch die sogenannte „Hallstein-Doktrin“, die zwar nicht von ihm formuliert war, für die er aber als Staatssekretär im Außenministerium die Verantwortung trug (seit 1955). Sie basiert auf dem Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für das ganze deutsche Volk und sagt aus: Die Bunderepublik unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten, welche die DDR anerkennen, mit Ausnahme der Sowjetunion. Seit der Großen Koalition von CDU und SPD wurde die „Hallstein-Doktrin“ aufgegeben. Im Jahre 1968 wurde Hallstein Präsident der Europäischen Bewegung.

Um der ihm befreundeten Arztfamilie Habighorst nahe zu sein, entschloß sich Walter Hallstein 1965, nach Rennerod überzusiedeln. Er baute sich hier ein Haus und bezog es 1967. In einer Feierstunde im Hotel „Zur Alten Post“ wurde ihm am 17. November 1967 der Ehrenbürgerbrief überreicht.

In der ihm eigenen präzisen Art hat Walter Hallstein in einem Brief an einen Freund aus dem Jahre 1968 die Vorzüge unserer Heimat beschrieben:

„Ich will ein tätiges Leben weiter führen, in der Welt, aber doch auch in ländlicher Stille, wann immer mir danach zu Mute ist. Dies ist eine ideale Vorortlandschaft, so wie sie jetzt in aller Welt um die großen modernen Ballungszentren entstehen. 1-2 Stunden zu den großen Städten ringsum und zu den Flugplätzen, auf guten Straßen. Die Umgebung bietet nicht viel labende Postkartenschönheit, das ist wahr. Aber das Land hat reizvolle Eigenart, ist gesund und kernig. Winter ist hier noch Winter und Sommer noch Sommer. Es ist die anheimelnde europäische Mittelgebirgslandschaft , saubere Städtchen, freundliche Dörfer, große einsame Wälder, weite Wissen und Bäche, zum Reiten und Fahren und Wandern – und zum Jagen just das Rechte. Und die Menschen sind ohne Falsch, hilfsbereit ohne Zudringlichkeit, gesellig und sangesfroh.“

Karl Boller (1918 – 2010)

Bürgermeister a.D. Karl Boller entstammt einer alteingesessenen Renneroder Familie. Seine Jugend war von einer nationalsozialistischen Diktatur überschattet: Da er katholischer Jugendführer war, durfte er seine Lehre am Dillenburger Kulturamt nicht zu Ende führen, arbeitete dann in der Landwirtschaft und war Soldat im Zweiten Weltkrieg.

Am 29.11.1952 wurde er zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Rennerod gewählt und am 7. Januar 1953 in sein Amt eingeführt. Seit dem 11. Dezember 1958 war er hauptamtlich tätig. Am 17. August 1972 wählten die Abgeordneten der neugeschaffenen Verbandsgemeinde Rennerod Karl Boller einstimmig zum Verbandsbürgermeister.

Mit Erreichen der Altersgrenze trat Karl Boller zum 31. Juli 1983 in den Ruhestand. Bei seinem Abschied nach 30 Jahren Amtszeit verlieh im die Stadt Rennerod, die sich in dieser Zeit vom Dorf zur Stadt entwickelt hatte, die Ehrenbürgerwürde. Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister führte er seit 1954 die CDU des Kreises Oberwesterwald zehn Jahre lang an, von 1956-1984 gehörte er dem Kreistag und Kreisausschuß an. Zwei Legislaturperioden (10 Jahre) war er für den Oberwesterwaldkreis im Vorstand der Regionalvertretung Mittelrhein. Von 1964 bis zur Auflösung des Regiebundes Rheinland-Pfalz und von 1968-1983 im Landesvorstand des Gemeinde- und Städtebundes. Für sein nimmermüdes Wirken im Dienst seiner Heimat erhielt Karl Boller neben dem Ehrenbürgerbrief noch viele andere Auszeichnungen: 1976 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1983 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 1986 die Konrad-Adenauer-Gedenkplakette.